Monatsüberblick April 2023
von Andreas Kammerer
Mond
Planeten und Kleinplaneten
Merkur
bietet im April die bei weitem beste Abendsichtbarkeit des Jahres. Er wandert durch das Sternbild Widder und erreicht am 11. April die größte östliche Elongation mit 19.5° Sonnendistanz. Die beste Beobachtungsperiode ergibt sich zwischen dem 3. und dem 14. April. Am 1. April geht der –1.1m helle Merkur um 21.15 MESZ über dem WNW-Horizont unter, so dass sich die beste Beobachtungszeit gegen 20:15 MESZ ergibt. Bis zum 11. April ist die Helligkeit auf 0.0m zurückgegangen. Die beste Beobachtungszeit hat sich auf 21:15 MESZ und der Untergang auf 22:00 MESZ verschoben. Am 21. April wird Merkur stationär und kommt anschließend rückläufig der Sonne rasch näher. An diesem Tag weist er nur noch eine Helligkeit von 2.3m auf, so dass ihn wohl nur noch Spezialisten gegen 21:15 MESZ ausfindig machen können. An diesem Abend steht die schmale Mondsichel 5° links oberhalb des flinken Planeten. Bereits am 1. Mai erreicht Merkur seine untere Konjunktion mit der Sonne. Im Teleskop zeigt Merkur am Abend des 8. April ein halb beleuchtetes Scheibchen von 7.1“ Durchmesser. Am 19. April ist der Scheibchendurchmesser auf 9.7“ angewachsen, während der Beleuchtungsgrad auf 16% abgenommen hat. Aufgrund der Horizontnähe es aber stets schwierig, selbst die Phase eindeutig auszumachen.
Venus
ist weiterhin strahlender Abendstern. Sie wandert zunächst durch das Sternbild Widder und entfernt sich dabei von Uranus. Am 7. April wechselt sie in das Sternbild Stier. Ihre Helligkeit nimmt von –4.0m auf –4.2m zu. Der strahlende Abendstern kann bis nach Mitternacht beobachtet werden. Venus verlagert ihre Untergänge von 23:15 MESZ auf 0:30 MESZ. Am 10. April zieht Venus in 3° südlichem Abstand an den Plejaden vorüber und am 20. April passiert sie Aldebaran in 8° nördlichem Abstand. Am Nachmittag des 23. April findet man die Venus gegen 15:00 MESZ mit dem Fernglas nur 0.8° rechts unterhalb, am Abend bereits wieder 2.5° unterhalb der Mondsichel. Im Teleskop wird das Planetenscheibchen langsam größer und schmaler. Der Durchmesser nimmt von 14.0“ auf 17.0“ zu, während der Beleuchtungsgrad von 77% auf 66% abnimmt.
Mars
ist zwar noch immer ein auffälliges Objekt, doch wird er stetig schwächer. Die Helligkeit des durch das Sternbild Zwillinge wandernden Planeten sinkt im Monatsverlauf von 0.9m auf 1.3m. Auch verschwindet er zunehmend früher unter dem Nordwesthorizont. Seine Untergänge verlagern sich von 3:15 MESZ auf 2:15 MESZ. Am 26. April kurz nach Mitternacht befindet sich der Mond 3° rechts des Roten Planeten. Im Teleskop gibt Mars nichts mehr her, der Scheibchendurchmesser schrumpft von 6.5“ auf 5.5“.
Jupiter
steht am 11. April in Konjunktion mit der Sonne und damit unbeobachtbar am Taghimmel.
Saturn
taucht in der ersten Aprilwoche über dem morgendlichen Südosthorizont wieder auf. Der 0.9m helle Planet wandert rechtläufig durch das Sternbild Wassermann. Am 10. April kann er gegen 6:15 MESZ horizontnah in der hellen Dämmerung gesichtet werden. Bis zum Monatsende gewinnt er an Höhe, geht aber noch immer erst bei Dämmerungsbeginn auf. Die beste Beobachtungszeit ergibt sich dann gegen 5:15 MESZ. Am 16. April kann man eventuell die Mondsichel 4° rechts unterhalb des Ringplaneten finden.
Uranus
kann von Spezialisten noch etwa bis zur Monatsmitte tief über dem abendlichen Nordwesthorizont, im Sternbild Widder, ausgemacht werden. In den ersten Monatstagen hilft die sich von Uranus wieder entfernende Venus. Die Beobachtung muss bereits in der Dämmerung erfolgen. Der 5.9m helle Planet sinkt zu Monatsbeginn um 23:00 MESZ, zur Monatsmitte um 22:00 MESZ unter die Horizontlinie. Eine Stunde zuvor verschluckt der horizontnahe Dunst den Planeten.
Neptun
stand Mitte des Vormonats in Konjunktion mit der Sonne und kann im April noch nicht am Morgenhimmel aufgefunden werden, da die Ekliptik zu flach über dem Horizont verläuft.
(1) Ceres
stand Ende des Vormonats in Opposition zur Sonne und ist im April optimal positioniert. Der Kleinplanet Nr. 1 wandert rückläufig durch das Sternbild Haar der Berenice, nahe der Grenze zum Sternbild Löwe, und damit nicht allzu weit von Denebola (beta Leo) entfernt. Ihre Helligkeit sinkt von 7.0m auf 7.6m ab, womit sie im Fernglas weiter gut beobachtbar ist. Die Kulmination verschiebt sich von 1:00 MESZ auf 23:00 MESZ.
(2) Pallas
wird zu einem schwierigen Fernglasobjekt und beendet gegen Monatsende ihre Sichtbarkeit. Der Kleinplanet Nr. 2 läuft durch das Sternbild Einhorn und wechselt zur Monatsmitte ins Sternbild Kleiner Hund. Ihre Helligkeit sinkt von 8.3m auf 8.7m. Die beste Beobachtungszeit ergibt sich gleich nach Dämmerungsende mit Pallas im Südwesten.
Meteore
Vom 15. bis 25. April treten die Lyriden auf. Ihr Radiant verlagert sich während dieses Zeitraums vom östlichen Herkules in Richtung Leier. Im Maximum, in der Nacht vom 22. auf den 23. April, sollte eine zenitale Stundenrate von 20 erreicht werden. Da am 20. April Neumond ist, können diese Meteore in der zweiten Nachthälfte optimal beobachtet werden.
Der Sternenhimmel
Zur Standardbeobachtungszeit (24:00 MESZ am Monatsanfang, 23:00 MESZ zur Monatsmitte und 22:00 MESZ am Monatsende) finden wir die bekannteste Sternenkonstellation, den Großen Wagen, hoch über unseren Köpfen nahezu im Zenit. Der Große Wagen ist Teil des Sternbilds Großer Bär. Eine Verlängerung der vorderen Kastensterne nach unten führt uns zum Polarstern, der stets exakt im Norden steht. Er stellt den Endpunkt der Deichsel des Kleinen Wagens dar, dem offiziellen Sternbild Kleiner Bär. Dieses hat nun fast seine maximale Höhe erreicht.
Zwischen Großem und Kleinem Bär windet sich das Sternbild Drache, dessen Kopf nun auffällig im Nordosten steht. Über dem Nordhorizont hat das Sternbild Kepheus eben seine tiefste Stellung passiert. Östlich davon finden wir das trotz seiner geringen Höhe auffällige Sternbild Kassiopeia, auch Himmels-W genannt. Und oberhalb der Kassiopeia steht das schwierig zu identifizierende Sternbild Giraffe. Im Nordwesten finden wir in geringer Höhe das Sternbild Perseus und das Sternbild Fuhrmann mit der hellen Capella.
Die Sternbilder Stier und Orion sind im Westen bereits am Untergehen – nur noch Aldebaran und Beteigeuze fallen auf, und in diesem Jahr ganz besonders die strahlende Venus. In bequemer Höhe steht noch das Sternbild Zwillinge (in dem sich aktuell der rötliche Mars aufhält) mit Castor und Pollux, und noch höher das schwache Sternbild Luchs.
Tief über dem Südwesthorizont kann Sirius eben noch ausgemacht werden. Darüber finden wir das Sternbild Kleiner Hund mit Procyon. Das schwache Sternbild Einhorn dürfte kaum noch erkennbar sein. Halbhoch im Südwesten können wir den Kopf der Wasserschlange ausmachen und darüber das schwache Sternbild Krebs mit seinem Sternhaufen Praesepe.
Im Süden kulminiert die Wasserschlange, das ausgedehnteste Sternbild des Himmels, dessen Schwanz noch immer nicht aufgegangen ist, während der Kopf bereits im Südwesten steht. Oberhalb der Wasserschlange finden wir den auffälligen Sternenrhombus des Raben sowie die schwachen Sternbilder Becher und Sextant. In großer Höhe steht das auffällige Sternbild Löwe mit dem hellen Regulus und darüber das schwache Sternbild Kleiner Löwe.
Im Südosten geht gerade das Sternbild Waage auf. In bequemer Höhe finden wir in dieser Richtung das Sternbild Jungfrau mit der hellen Spica sowie das Sternbild Bärenhüter mit Arktur. Zwischen Bärenhüter und Löwe ist das schwache Sternbild Haar der Berenice beheimatet, das den im Fernglas auffälligen Sternhaufen Melotte 111 enthält. Südlich der Wagendeichsel kann das kleine Sternbild Jagdhunde erkannt werden. Regulus, Spica und Arktur bilden das Frühlingsdreieck.
Im Osten gehen gerade die Sternbilder Schlange und Schlangenträger auf, dürften aber nur schwierig auszumachen sein. Dagegen ist der Sternenhalbkreis der Nördlichen Krone östlich des Bärenhüters eine auffällige Sternenkonstellation. Noch recht tiefstehend findet sich östlich davon das ausgedehnte Sternbild Herkules.
Tief über dem Nordosthorizont finden wir das kleine Sternbild Leier mit der hellen Wega und das aufgehende Sternbild Schwan mit seinem Hauptstern Deneb.
Im April verläuft die Milchstraße ziemlich horizontnah vom Südwest- zum Nordosthorizont, so dass es selbst unter einem dunkleren Himmel schwierig ist, sie auszumachen. Sie steigt über die Sternbilder Einhorn, Zwillinge (Westteil) und Fuhrmann in bescheidene Höhen auf, um über Perseus, Kassiopeia, Kepheus und Schwan wieder zum Horizont abzusinken.